Eltern sind oft grossem Druck der Gesellschaft ausgesetzt

17.06.2021

Die Mitarbeiterinnen der Kleinkindberatung (KKB) Spitex Höfe erweitern ihre Kompetenzen fortlaufend, um Mütter und Väter auch bei komplexen Fragestellungen und in allen Lebensphasen beraten zu können.

Körpergrösse und Gewicht bestimmen, Kopfumfang messen, Ernährungsplan besprechen: Vor 20 Jahren ging es in der Mütter- und Väterberatung hauptsächlich um Themen wie Gesundheit, Pflege und körperliche Entwicklung. Heute ist das anders. Eltern haben Fragen, die weit über wunde Popos und die Zubereitung von Gemüsebrei hinausgehen. Aufgrund der vielfältigen gesellschaftlichen Entwicklungen stehen sie teils nämlich vor schwierigen Herausforderungen und suchen Orientierungshilfen. Von den Beraterinnen erfordert dies Berufserfahrung und ein umfangreiches Wissen. Aus- und Weiterbildungen sind deshalb unerlässlich.

Kompetent beraten

Eine solche Ausbildung hat Rita Frank kürzlich absolviert. Die 45-Jährige Pflegefachfrau HF gehört seit vier Jahren zum Team der Kleinkindberatung (KKB) der Spitex Höfe und hat neu auch das Diplom Mütter- und Väterberaterin in der Tasche. Die Ausbildung war anspruchsvoll, hat sich aber gelohnt. Kürzlich beriet Rita Frank Eltern, deren neun Monate altes Kind Schlaf- und Regulationsschwierigkeiten hatte. Vor dem Nachdiplomstudium wäre das Thema für Rita Frank sehr herausfordernd gewesen. Dank ihres neu erworbenen Wissens über die Schlaf- und Regulationsentwicklung von Kindern konnte sie die Eltern beruhigen und ihnen aufzeigen, dass sich ihr Kind in der Norm bewegt. «Eltern sind oft grossem Druck ausgesetzt», weiss die Mütter- und Väterberaterin. «Unsere Gesellschaft suggeriert, dass ein neun Monate altes Kind durchschlafen muss. Ist das nicht der Fall, sind die Eltern verunsichert und gestresst, was wiederum für den Schlaf des Kindes nicht förderlich ist.»

Komplexe Fragestellungen

Gesellschaftliche Erwartungen sind nur eines von vielen Themen, die in der KKB zur Sprache kommen. Ebenso häufig geht es um Fragen, die sich im Zusammenhang mit den verschiedenen Formen des Zusammenlebens stellen. «Es gibt nicht mehr nur den einen Lebensentwurf und die eine Familienkonstellation», weiss Helen Kuster, Leiterin der Kleinkindberatung der Spitex Höfe. «Die alleinerziehende Mutter hat andere Fragen als das Konkubinatspaar, das eine Patchworkfamilie gegründet hat.» Viel Raum nimmt im Beratungsalltag auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein. Kuster: «Gerade Expats, die auf kein familiäres Netzwerk zurückgreifen können, geraten an ihre Grenzen.» Damit auch Vollzeit arbeitende Mütter und Väter von der KKB profitieren können, bieten Kuster und ihr Team auch regelmässig Abend- und Samstagberatungen an.

 Vernetzungsarbeit leisten

Besondere Herausforderungen bringt das Zusammenleben in Familien mit sich, wenn die Eltern unterschiedliche kulturelle Hintergründe haben. «Bereits bei Schweizer Eltern treffen in der Regel zwei Auffassungen über Kindererziehung aufeinander, die sie auf einen Nenner bringen müssen», so Kuster. «Noch viel herausfordernder ist das, wenn Mutter und Vater eine komplett gegensätzliche ethnische Herkunft haben.» Gerade deshalb gibt es in der KKB nebst einer Erziehungsberatung auch Integrations- und Vernetzungsangebote. «Wir versuchen, Menschen mit gleichen oder ähnlichen kulturellen Hintergründen zusammenzubringen, damit sie Erfahrungen austauschen können und merken, dass sie nicht allein sind», begründet Kuster dies.

 

Nahtlose Begleitung durch alle Lebensphasen

Sollte das Team der KKB einmal doch nicht mehr weiter wissen, vermittelt es Rat suchende Eltern an andere Fachpersonen oder Fachstellen. Dadurch tragen sie zu einer vernetzten und kontinuierlichen Versorgungskette in der frühen Kindheit bei. Viele ergänzende Angebote wie Hauswirtschaft, Mahlzeitendienst, Pflege oder ambulante psychosoziale Betreuungen werden durch die Spitex Höfe abgedeckt. Dadurch sind die Wege kurz und die Hemmschwelle, im Falle eines Unfalls, einer Krankheit oder einer Erschöpfung auch andere Spitex-Angebote in Anspruch zu nehmen, ist klein. Kuster: «Die Kleinkindberatung ist voll und ganz in die Spitex Höfe integriert und somit Teil eines grossen Ganzen. Die Spitex Höfe ist dadurch in der Lage, die Höfner Bevölkerung nahtlos ab Geburt bis ins hohe Alter zu begleiten, zu pflegen und zu beraten.» Zurück