Eine Pause vom strengen Alltag schenken

22.06.2022

Dank Spendenbeiträgen kann die Spitex Höfe pflegende Angehörige stundenweise entlasten. Das Angebot wird sehr geschätzt.

Vor rund einem Jahr hat die Spitex Höfe die Fachstelle Demenz eröffnet. Das Angebot wird rege genutzt. Denn Angehörige von Menschen mit Demenz haben viele Fragen und sind froh, kompetent beraten und begleitet zu werden. Angehörige wenden oft über Jahre hinweg sehr viel Zeit für die Betreuung und Pflege einer demenzerkrankten Person auf. Daneben kümmern sie sich um Organisatorisches und Finanzielles, decken Transporte ab und übernehmen Aufgaben im Haushalt. Ihr Privatleben und ihre eigenen Bedürfnisse kommen dabei oft zu kurz.

Ständige Präsenz
So ergeht es auch Vroni Moos. Die 68-Jährige kümmert sich um ihren an Demenz erkrankten Mann. Zweimal wöchentlich nimmt sie die Unterstützung der Spitex Höfe in Anspruch. Das entlastet sie. Auch auf Nachbarinnen und Familienangehörige kann sie zählen. Trotzdem ist Vroni Moos erschöpft. «Die ständige Präsenz macht müde im Kopf», sagt sie. «Ich muss immer für Zwei denken. Und nachts schlafe ich nicht wirklich gut, weil ich mit einem Ohr immer hinhöre, ob mit meinem Mann alles in Ordnung ist.»
Ihr Mann, das ist Erich Moos. Der 79-Jährige leidet seit einigen Jahren an Demenz. Vroni Moos bringt viel Geduld und Verständnis für ihn auf und betreut ihn liebevoll. Weil sie weiss, wie wichtig strukturierte Tage sind, übergibt sie ihrem Mann Ämtli. Morgens beispielsweise räumt Erich Moos jeweils den Geschirrspüler aus. Er ist für das Füttern der Katze und das Giessen der Pflanzen verantwortlich. Vroni Moos ist froh darüber, dass die Demenz bei ihrem Mann keine Wesensveränderung ausgelöst hat. «Erich ist gutmütig und fröhlich. Von anderen Demenzerkrankten weiss ich, dass sie verbal und körperlich aggressiv werden.»

Gute und schlechte Tage
Erich Moos’ Langzeitgedächtnis funktioniert tadellos. An eine Anweisung, die seine Frau ihm vor fünf Minuten gegeben hat, kann er sich jedoch nicht mehr erinnern. Manchmal verlegt er Dinge. Für vertraute Aufgaben wie das An- und Auskleiden braucht er viel Zeit. Eine Mahlzeit kochen kann er nicht, der Vorgang ist zu komplex für ihn. Erich Moos stellt viele Fragen. «Er kommt mir manchmal vor wie ein kleines Kind», sagt seine Frau. Nicht immer sind die Auswirkungen der Demenz gleich stark zu spüren. «Es gibt gute Tage und schlechte Tage», so Vroni Moos. Die guten Tage erkennt sie daran, wenn ihr Mann sie morgens mit einem «Bonjour» begrüsst und unter der Dusche ein Lied von Caterina Valente trällert.

Die Spitex übernimmt
Bei der Fachstelle Demenz der Spitex Höfe weiss man darum, wie stark Menschen wie Vroni Moos bei der Betreuung und Pflege ihrer Angehörigen gefordert sind. Letztes Jahr hat die Spitex Höfe deshalb einen Spendenaufruf lanciert. «Wir möchten Angehörige entlasten, indem wir die Betreuung für einige Stunden übernehmen», erklärt Karin Hardmeier, Teamleiterin Fachstelle Demenz. «Mit diesem Entlastungsangebot, das von der öffentlichen Hand nicht subventioniert ist, schenken wir ihnen eine Pause vom anstrengenden Alltag.» Der Aufruf der Spitex Höfe blieb nicht ungehört: Eine beträchtliche Summe Spendengelder kam zusammen. Vroni Moos war eine der Glücklichen, die in den Genuss des Entlastungsangebots gekommen ist: Die Spitex Höfe schenkte ihr kürzlich drei Stunden Zeit für sich. «Das tat unendlich gut», schwärmt die Freienbacherin. «Ich habe es sehr genossen, mir selbst etwas Gutes zu tun, und konnte problemlos loslassen. Denn ich wusste, dass mein Mann in besten Händen ist.»

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